Die neu entstehende Marina Boltenhagen ist die derzeit größte touristische Investition in Mecklenburg-Vorpommern. Neben dem Hafen werden zwei Hotelanlagen im Auftrag des Reiseveranstalters TUI errichtet.
Projektleiter von Großbaustellen wirken nicht selten angespannt und gestresst. Bei Harro Grimmer ist das anders. Obwohl der 35-jährige Architekt der Firma MPP (Meding Plan + Projekt GmbH) aus Hamburg eines der derzeit größten touristischen Bauvorhaben Deutschlands betreut. Für 100 Millionen Euro lässt Reiseveranstalter TUI auf der Halbinsel Tarnewitzer Huk in Boltenhagen ein Hotelresort bauen.Auf dem insgesamt 90 000 Quadratmeter großen Areal entsteht ein Viersterne-Komplex (Iberotel), dazu Familienappartements (Dorfhotel) sowie die neue Marina Boltenhagen.
Hauptgrund für Grimmers Zufriedenheit: „Wir liegen voll im Terminplan.“ Nach nur sieben Monaten Bauzeit sind die Rohbauten der Anlage komplett. Von den ehemals zehn Baukränen ist nur noch einer übrig. Dieser steht an der Veranstaltungsscheune im Zentrum der Anlage. Außerdem hat Grimmer eben erfahren, dass die neue Zufahrtsstraße zur Marina die Abnahme durch die behördlichen Experten erfolgreich bestanden hat und jetzt für die Baufahrzeuge freigegeben werden kann. „Das wird die Anwohner von Boltenhagen freuen“, sagt Grimmer. Der Baustellenverkehr war bis dato durch den Ort gerollt. Im Oktober 2006 wurde mit den Erschließungsarbeiten begonnen.
Doch die ganz dicken Brummis sind längst fort. Rund um die Hotelbauten verteilen sich nun Transporter und kleine Lkw der Maler, Fliesenleger, Elektriker und Dachdecker. Zum 3. Dezember sollen die Häuser fertig sein. Die große Hoteleröffnung ist für den 1. Mai kommenden Jahres angepeilt. „Wir übergeben das Hotel löffelfertig“, sagt Grimmer. Das heißt fix und fertig eingerichtet.
Am nordöstlichen Ende der rund einen Kilometer langen Promenade beginnt die Dorfhotel-Anlage. Die ist vom Konzept her ganz auf Familien mit Kindern ausgerichtet. „Mit Jugendklub und Spaßbad“, sagt Grimmer. Am Wasser sind noch zwei Bagger dabei, mit großen Meißeln den Beton der alten Kaikante zu zerbröseln. Überreste des früheren Volksmarine-Hafens. Der Schutt wird auf der Baustelle als Füllmaterial wiederverwendet.
Im Haupthaus des Iberotels fräsen Bauarbeiter Löcher für die Elektroleitungen in die Wände. In der Suiten-Etage, der dritten und obersten, weist Grimmer nach draußen und breitet die Arme aus. „Ist das nicht eine tolle Aussicht?“ Eine der Besonderheiten des Hotels: Alle Zimmer gehen nach Süden und haben Seeblick – auf die Bucht Wohlenberger Wiek und auf die neue Marina. An diese schließt sich der neu gestaltete Fischereihafen an. Einige der Kutter der 13 gewerblichen Boltenhäger Fischer schaukeln auf dem Wasser.
Der 47-jährige Boltenhäger Uwe Dunkelmann hat sich am Rande des Fischereihafens mit einem Imbiß niedergelassen. Eine kleine Gaststätte soll noch dazukommen. Dunkelmann will seinen fangfrischen Fisch selbst vermarkten. Der Hafen ist ins Konzept des Hotelresorts integriert – Erlebnisfischerei. „Die Touristen können den Fischern bei der Arbeit zusehen und auch selbst aktiv werden“, sagt Grimmer.Ein Stück weiter an der Grundstücksgrenze haben sich einige Zaungäste eingefunden. „Wir sind wirklich positiv überrascht“, sagt Dr. Ehrenfried Stoffer. Der 66-jährige Grevesmühlener hat einen Ausflug mit Frau Heike und Enkelsohn Nils zur Marina gemacht. „Gut, dass sie hier nicht die gleichen Sünden begehen, wie sie zum Teil in Schleswig-Holstein anzutreffen sind. “ Die Kritik, dass die Hotelbauten dem monströsen ehemaligen „Kraft-durch-Freude-“Bau in Prora auf Rügen glichen, kann Stoffer nicht nachvollziehen.
Die Brüder Gerhard (77) und Klaus (68) Schacht aus Hamburg sehen den Neubau auch positiv. „Das kann den Ort doch nur beleben“, findet Klaus Schacht. Sein Bruder spitzt zu: „Wenn das hier fertig ist, wer fliegt dann noch nach Ibiza?“Zum Saisonstart 2007/08 soll in dem neuen Ferienresort von TUI alles fertig sein. Dann können sich die Gäste des Vier-Sterne-Iberotels auf Lifestyle und Wellness freuen. Die Herberge verfügt über 113 Zimmer, 75 sogenannte Comfort-Zimmer sowie fünf Suiten. Die Gesamtfläche des Restaurant-, Wellness- und Tagungsbereichs beträgt insgesamt rund 13 000 Quadratmeter.
Den zweiten großen Bereich des Ferienkomplexes bildet das Dorfhotel. Die 191 Appartements in 23 Häusern sind auf den Familienurlaub ausgerichtet. Neben drei gastronomischen Einrichtungen gibt es den Kinder- und Jugendclub sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen mit insgesamt gut 14 000 Quadratmeter Fläche.Die beiden Hotel-Einrichtungen werden durch die TUI AG gemanagt.Abgerundet wird die neue Anlage mit dem Yachthafen, der 350 Liegeplätze für Segler vorhält. Dazu kommen ein Winterlager und eine Werft, die einen Komplettservice anbietet. Ergänzt wird das Bauensemble durch einen Fischereihafen mit zehn Liegeplätzen und einen Hafenbereich mit zwei Liegeplätzen für Ausflugsschiffe. Mit einer Shuttle-Verbindung wird es den Gästen ermöglicht, unkompliziert zum Golfplatz Hohen Wieschendorf und zu weiteren Seebädern zu gelangen.
THOMAS MANDT Ostseezeitung vom 06.08.2007