Das neue Urlaubsparadies der TUI kommt. Dafür nehmen die Boltenhagener sogar eine Zwischenfinanzierung in Kauf.
Boltenhagen – „Ich habe schon Angst bekommen, dass das Projekt scheitert. Deshalb danke für die positive Entscheidung und ich verspreche, die Investorengruppe wird Sie nicht enttäuschen“, freute sich Heinrich Krumme nach dem endgültigen Ja der Gemeindevertreter am Donnerstagabend für die Marina Tarnewitz (OZ berichtete). Mit nur einer Enthaltung stimmten sie der Satzung des Bebauungsplans Nummer 12 zu, der sofort wirksam wird. Damit ist nicht nur Heinrich Krumme ein Stein vom Herzen gefallen, auch vielen Bolten-hagenern, die nach der Entscheidung applaudierten.
„Wir haben diesen Tag über ein Jahrzehnt herbeigesehnt“, ergriff zunächst Hans-Otto Schmiedeberg (CDU) das Wort. Zwar seien beim letzten Arbeitstreffen einige Mängel aufgezeigt worden, die seine Fraktion „etwas unsicher“ machten. Aber die noch offenen Punkte sind Inhalt eines Antrages geworden, den die CDU dem Beschluss beigefügt hat. Darin wird unter anderem gefordert, dass der Gemeinde keine Kosten entstehen dürfen.Außerdem soll sich Bürgermeisterin Christiane Meier (CDU) davon überzeugen, dass die Finanzierung gesichert ist und die Verträge mit der TUI AG, die das Urlaubsparadies betreiben will, existieren. Darüber hinaus dürfen die Baufahrzeuge nur mit einer Ausnahmegenehmigung die Ostseeallee benutzen.
„Bis auf den Baustellenverkehr sind bereits alle Forderungen erfüllt“, betonte die Bürger-meisterin, die in den letzten Tagen im ständigen Kontakt mit Investor Heinrich Krumme stand. Denn das 80-Millionen-Euro-Projekt ist, wie sie sagt, eine einmalige Chance für das Ostseebad.
Dafür muss die Kommune allerdings auch einen Kredit in Höhe von rund 5,2 Millionen Euro aufnehmen, um die Zwischenfinanzierung zu sichern, was bei den Gemeindevertretern ein mulmiges Gefühl hervorrief. Aber wie Hans-Otto Schmiedeberg bemerkte, sei der Zeitpunkt gekommen, Vertrauen zu zeigen. Denn so weit gekommen wie jetzt ist man mit der Marina noch nie. Hinzu kommt, dass das Geld erst abgerufen wird, wenn der Fördermittelbescheid vorliegt oder eine Bürgschaft der Investorengruppe. „Auch meine Bank will sich absichern und verhaftet mein gesamtes Privatvermögen, wenn dieses Projekt scheitert. Doch ich habe es eingesetzt, weil ich von der Marina überzeugt bin“, betonte Heinrich Krumme.
Überzeugt sind auch fast alle Gemeindevertreter, denn außer Achmed Krämer (Wähler-gemeinschaft Boltenhagen) haben alle mit Ja gestimmt. „Mit diesem Vorhaben kriegen wir eine zweite Ortsanbindung, und diese Chance sollten wir nutzen“, begründete Beatrix Bräunig (SPD), warum sie für das Projekt ist. Detlef Rödiger (WGB) sagte, dass es keine leichte Entscheidung war, weil es um das Wohl und Weh der Gemeinde geht. Und Heinz-Dieter Schultz (SPD), der das Vorhaben seit dem ersten Gedanken 1991 begleitet hat, meinte: „Das ist für lange Zeit die einzige Chance, unser Ostseebad attraktiver zu machen.“ Und das sei dringend nötig, denn andere Urlaubsorte rüsten auf.
Kerstin Schröder Ostseezeitung vom 15.07.2006