Press archive

Kontraste für den Campus

Die Bucerius Law School in Hamburg ist Deutschlands erste staatlich anerkannte private Hochschule für Rechtswissenschaft. Im Jahr 2000 öffnete sie ihre Pforten. Auf dem Campus begegnen sich Alt und Neu:

Im Kontrast zu dem komplett sanierten Hauptgebäude steht das neue Auditorium Maximum in der Parkanlage – eine moderne und dabei überaus gelungene Anspielung auf die Tradition historischer Gartenpavillons.

Namensgeber der Bucerius Law School ist Gerd Bucerius, Gründer und Verleger der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. 1971 rief er die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ins Leben, die das jetzige Hauptgebäude der Hochschule im Jahr 2000 von der Stadt Hamburg kaufte. Bei dem Objekt handelt es sich um das ehemalige Institut für Allgemeine und Angewandte Botanik, entstanden zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Institutsgebäude geht auf einen Entwurf des Architekten Albert Erbe zurück, der in seiner Zeit maßgeblichen Einfluss auf das Bauwesen in Hamburg hatte und als Repräsentant des von Renaissance und Barock beeinflussten Hansestils gilt. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Objekt unzähligen Umbaumaßnahmen unterworfen, die ihm seinen großzügigen Charakter geraubt hatten. Erhebliche Eingriffe an der bestehenden Bausubstanz waren somit unausweichlich. Den Auftrag zur Planung und Durchführung des Umbaus erhielt das Architekturbüro MOW Olscholk Westenberger aus Frankfurt am Main. Zunächst völlig entkernt, passt sich das altehrwürdige Gebäude unter Beibehaltung historischer Stilmerkmale heute den Bedürfnissen einer modernen und innovativen Hochschule an. Für die 400 Studierenden sind unter anderem zwölf mit modernster Technik ausgestattete Seminarräume, eine Bibliothek mit 287 Arbeitsplätzen sowie eine Mensa entstanden. Zeitgemäße, natürliche Materialien und eine frische Farbgestaltung prägen die Atmosphäre.

Mineralische Fassadensanierung

Für die 5.000 Quadratmeter große Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes waren die Vorgaben klar: Die verschiedenen hellgelben und terrakottafarbenen Elemente der Fassade sollten nach der Sanierung originalgetreu im ursprünglichen, mineralischen Farbton erstrahlen. Aufgrund seiner Lage an einer Hauptverkehrsstraße ist das Gebäude starker Luftverschmutzung ausgesetzt. Mineralische Farben wie KEIM Purkristalat sind wegen ihrer geringen Verschmutzungsneigung für solche Bereiche besonders geeignet. Der zuständige Meister Andreas Jacobsen vom Hamburger Malereibetrieb John Lewien erläutert das Vorgehen: “Auf die Grundierung mit KEIM Fixativ, 1:1 mit Wasser verdünnt, folgen der Purkristalat-Zwischenanstrich mit 50 Prozent KEIM Kristall-Felsit sowie der Schlussanstrich mit Purkristalat unverdünnt. Abschließend hydrophobierten wir den Anstrich mit KEIM Lotexan.” Anspruchsvoll gestaltete sich die Behandlung des in Quaderblöcken angelegten Naturstein-Sockelbereichs. Die notwendigen Ausbesserungen hatten sichtbare Spuren hinterlassen. Mit KEIM Betonschnellreiniger wurde die vorhandene Hydrophobierung zunächst entfernt. Nach Bemusterung durch KEIMFARBEN-Fachberater Sven Marten brachten die Verarbeiter einen Anstrich mit KEIM Soldalit in zwei Sonderfarbtönen auf: für die Quader mir der Rolle und im Fugenbereich mit dem Strichzieher. Soldalit ist aufgrund seiner innovativen Bindemittelkombination aus Kieselsol und Wasserglas auf praktisch allen Untergründen, auch Mischuntergründen und dispersionsgebundenen Altanstrichen, problemlos zu verarbeiten. Dabei bietet die neuartige Sol-Silikatfarbe alle Vorteile klassischer Silikatfarben, insbesondere hochwertige Optik sowie ausgesprochene Langlebigkeit.

Neubau mit moderner Optik

Herzstück des grünen Campusgeländes am Rande von Hamburgs historischen Wallanlagen ist das 2003 eingeweihte Auditorium Maximum. Der Entwurf des Hamburger Architekturbüros MPP MEDING PLAN + PROJEKT GmbH konnte seinerzeit den Wettbewerb für sich entscheiden. Das Gebäude spielt an auf das historische Konzept eines Tempiettos, eines tempelähnlichen Gartenpavillons mit Säulen. Der 13,5 Meter hohe, von einer Glasfassade eingefasste Bau bietet auf 1.200 Quadratmetern Platz für 500 Personen im Hörsaal sowie 300 Personen im ebenerdigen Foyer darunter. Letztere erfahren ein besonderes Raumerlebnis: Die ansteigenden Stuhlreihen des darüber liegenden Hörsaals sind in Form einer abgetreppten Untersicht als räumliche Deckengestaltung angelegt. Das Gebäude ist eine Haus-in-Haus-Konzeption, bei der der Hörsaalkörper von einer Glashülle ummantelt wird. Das Audimax wurde bewusst in den Landschaftspark Planten un Blomen eingebunden, wie Architektin und Projektleiterin Dörthe Malzahn betont: “Durch seine organische Form fügt es sich hervorragend in die Umgebung ein.” Zudem konnte durch die gewählte Position des Neubaus der wertvolle Baumbestand auf dem Grundstück erhalten bleiben.

Farbgestaltung auf Beton

Die Sichtbetonoberflächen des Hörsaalkörpers erhielten einen bordeauxroten Lasuranstrich. Dieser bildet einen Kontrast zur Farbgebung des Altbaus, dessen Fassade sich entsprechend der unterschiedlichen Lichtverhältnisse eindrucksvoll in der Glaskonstruktion des Auditoriums spiegelt. Der ausführlichen Bemusterung am Objekt durch KEIMFARBEN-Fachberater Sven Marten schlossen sich die Reinigung mit KEIM Betonschnellreiniger und die Grundierung mit KEIM Spezial-Fixativ an. In der Folge legten die Malerwerkstätten Alexander Gill aus Pinneberg den Farbton in drei Durchgängen mit KEIM Restauro-Lasur an, wobei der vierte Durchgang eine gelb-orange Nuancierung erhielt, um die Leuchtkraft der Farbe voll zur Geltung zu bringen. Mit Erfolg stellten sich die Verarbeiter dabei der Herausforderung, auf dieser großen und der Sonne ausgesetzten Sichtbetonfläche eine ansatzfreie Lasur mit der Bürste aufzutragen.

Die Bucerius Law School schafft den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne, und das in mancherlei Hinsicht. Nicht nur, dass es sich bei der privatisierten Hochschule im Gegensatz zum althergebrachten, staatlichen Bildungswesen um ein hochaktuelles Thema handelt – auch architektonisch bedeutet die Verbindung eines historischen Gebäudes mit einem Neubau in Glas- und Betonoptik eine gelungene und reizvolle Synthese.

Kurt Völker, KEIMFARBEN Das Bauzentrum / Baukultur Fachzeitschrift für Architekten und Ingenieure 6/2004