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BERLIN ALEXANDERPLATZ

Immer an der Bahn lang
Ein neues Drei-Sterne-Holiday-Inn-Express-Hotel mit 240 Zimmern nahe dem Berliner Alexanderplatz wird jetzt vom Düsseldorfer Immobilieninvestmenthaus WGF Westfälische Grundbesitz und Finanzverwaltung in Angriff genommen. Andreas Erben, Hotelexperte beim Maklerhaus Colliers, hält das für eine ausgesprochen gute Idee.

Der Tourismus boomt in der deutschen Hauptstadt. Im ersten Halbjahr 2010 kamen 4,2 Mio. Gäste an die Spree. Das sind 11,7% mehr als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009. Die Zahl der Übernachtungen kletterte mit 9,6 Mio. Mal schlafen sogar um 14,2% in die Höhe. 40% derjenigen, die zwischen Januar und Juni 2010 in einem Berliner Hotel eincheckten, kamen aus dem Ausland. Das macht Mut. Nun schlummern mit 55 neuen Hotel-Projekten zwar 11.500 neue Zimmer in der Pipeline. „Aber“, sagt Andreas Erben, „Zwei- und Drei-Sterne-Häuser werden in Berlin noch gebraucht.“ Vorausgesetzt, fügt der Experte an, die neuen Herbergen stünden auch in der Mitte der Stadt. Diese Mitte definiert der Fachmann für das alte Westberlin im Karree zwischen der Messe im Westen, der Kantstraße im Norden, die Veranstaltungsstätte Urania unweit des Wittenbergplatzes im Osten sowie dem Hohenzollerndamm im Süden der Stadt.
Im Zentrum schaffen die Häuser eine Auslastung von 90%
Im Osten heißt das Viereck: Hauptbahnhof, Potsdamer Platz, Friedrichstraße und Alexanderplatz. „In diesem Teil des Zentrums beobachten wir außerordentlich hohe Auslastungszahlen, die im Zwei- und Drei-Sterne-Segment teilweise die 90%-Marke sogar überschreiten.“ Im Durchschnitt müssen sich Berliner Hoteliers mit bescheidenen 67% begnügen. Somit hat Pino Sergio, Vorstandsvorsitzender der WGF, bei der Wahl des Standorts füür sein zukünftiges Holiday Inn Express Berlin City Centre Alexanderplatz alles richtig gemacht.
Statt in einer Tiefgarage wird ebenerdig geparkt
Am 19. Mai 2010 hat der Rheinländer das 2.518 m2 große Handtuch entlang der Nord-Süd-Trasse der Berliner Stadtbahn zwischen Voltaire- und Schicklerstraße von einem spanischen Investor gekauft. „Metrovacesa will sich aus strategischen Überlegungen aus Berlin zurückziehen“, sagt Sergio. Am 29. Juni gewann er die Berliner Foremost Group als Betreiber. Etwa 17,9 Mio. Euro fließen in den Neubau mit insgesamt 10.547 m2 Bruttogeschossfläche, wobei der Kaufpreis für das Grundstück schon eingerechnet ist.
Die Pläne für das an seiner schmalsten Stelle nur 8 m breite Grundstück zeichnete Jan-Oliver Meding, gemeinsam mit Frau und Vater Kopf des Hamburger Architektur- und Planungsbüros MPP. Anders als gemeinhin üblich wird das Hotel keine Tiefgarage bekommen. „Das war bautechnisch schwer zu bewerkstelligen“, sagt Meding. Geparkt wird stattdessen ebenerdig. Am Ende der langgezogenen Stellplatzfront betritt der Gast eine zweigeschossige verglaste Lobby, die ihm den Zugang zu einem Galeriegeschoss direkt über den Autos
ermöglicht. Hier haben Architekt, Eigentümer und Betreiber sich auf die Ansiedlung von Gastronomie geeinigt. Aus großen Fenstern schauen die Besucher auf die Gleise der vielbefahrenen Trasse. Wer an den Schienen entlang schaut, erhascht einen Blick auf den Berliner Fernsehturm. In den fünf Stockwerken darüber hat Meding die 240 Zimmer untergebracht – ganz praktisch, klassisch. Von einem langen Flur gehen jeweils, eins links, eins rechts, die je 16 m2 großen Räume mit einem 3 m2 großen Badezimmer ab. Das Holiday Inn Berlin wächst auf einem Grundstück, das noch niemals bebaut war. Der Wunsch der Stadtplaner und des Berliner Baukollegiums, dem Meding seine Pläne vor einigen Tagen vorstellte: Die Lücke zwischen dem Haltepunkt der Stadtbahn am Alexanderplatz und dem an der Jannowitzbrücke eins weiter zu schließen. Ein weiterer Wunsch des Kollegiums – ein Gremium von Baufachleuten, das die Stadt berät – betrifft die Fassade. Sie soll mit den dem Haus gegenüberliegenden Stadtbahnbögen der Deutschen Bahn harmonieren.
Aus der Parketage kann bei Bedarf eine Ladenzeile werden
Darum wird die Hülle auf Backstein hinauslaufen, auch weil der typische hellbeige Berliner Kratzeputz angesichts der Verkehrsbelastung vor der Tür in nullkommanix verdreckt wäre. Noch sind die Bögen vor der zukünftigen Hotelfassade nur teilweise restauriert und an Einzelhändler vermietet. Doch wenn sich entlang der Fassade des Hotels erst eine Bummelmeile etabliert hat, kann Sergio davon ohne großen Aufwand profitieren. Denn dort, wo er jetzt ebenerdig die Autos hinstellt, kann dann eine Ladenpassage nachträglich eingebaut werden. Die Voraussetzungen dafür werden jetzt geschaffen. Im Oktober dieses Jahres wird der Bauantrag eingereicht. „Drei Monate sollte so etwas dauern“, lacht der Architekt „erfahrungsgemäß werden es sechs“, so dass das Papier im kommenden März vorliegen wird. „Eine Woche später ist Baubeginn“, ergänzt Sergio. Im zweiten Quartal 2012 soll die neue Herberge, in der das preiswerteste Doppelzimmer 69 Euro einschließlich Frühstück kostet, fertig sein. Drei bis sieben Jahre, wiegt Sergio den Kopf, behält das inhabergeführte Unternehmen WGF seine Bauten in der Regel. Dann wird mit einer Marge von 12% bis 17% auf die Investitionskosten verkauft, „manchmal sogar schon während der Bau- und Entwicklungszeit“. Für das neue Haus am Alexanderplatz würden allerdings noch keine Verhandlungen geführt. (gg)

Immobilien Zeitung - vom 09.09.2010