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Architekten laden ein zum Blick hinter die Fassaden

Stahl und Glas oder Klinker und Giebel – in Hamburg wird über Architektur gestritten wie nie. Die Klinkerfraktion wähnt in Glasfassaden den Verlust des typischen Stadtbildes, die Glas-Anhänger sehen in den Backsteinfreunden ewig Gestrige. Beim Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst am 26. und 27. Juni kann man sich vor Ort informieren und auch mit den Architekten diskutieren, warum sie ihre Bauten so und nicht anders geplant haben. Die Hamburgische Architektenkammer hat ein Besichtigungsprogramm mit 42 Punkten komponiert, das Neugierigen den Blick hinter Fassaden öffnet, die sonst Privat- sache sind, die über Baustellen führen und bis in den Untergrund, in das Revier der S-Bahn-Bauer und Stadtentwässerer.

Weil die ungewöhnlichen Einblicke inzwischen als Geheimtipps gelten, ist ein Teil der Programme schon ausgebucht. Aber noch gibt es die Chance zur Entdeckungstour. Zum Thema Glas bietet sich das Audimax der Bucerius Law School, dessen ungewöhnliche Form Architekt Jan Oliver Meding am 26. Juni erklärt. Offen, grün und neu präsentiert sich das Gelände der Stiftung Alsterdorf mit Wohn- und Geschäftshäusern. Einen Ausflug nach Lübeck bietet das Projekt Kunsthalle St. Annen, wo die Architekten Konermann Siegmund mit dem Umbau und der Erweiterung Alt und Neu als Rahmen für die Kunst verbunden haben.

Die Frage der Altlasten ist ein Spezialthema der Hafencity-Entwicklung. Experten der Stadtentwicklungsbehörde beschreiben, wie man die Probleme löst, die nach dem Abbruch des Gaswerks auf dem Grasbrook entstanden. Und in Fuhlsbüttel geht es bei der Schnellbahn-Anbindung in den Untergrund. Unterirdische Geschichte schließlich erlebt man am historischen Düker Lombardsbrücke.

Gisela Schütte Welt am Sonntag, 20.06.2004